Pille dauerhaft einnehmen: Welche Vor- und Nachteile sollten Frauen beachten?
Ein Großteil der Frauen, die eine Antibabypille einnehmen, tuen dies für 21 Tage, gefolgt von einer siebentägigen Pause. Während dieser Pause kommt es zur monatlichen Blutung. Dieses Einnahmeschema gilt als klassisch für die Verhütung mit der Pille. Doch es gibt immer mehr Frauen, die auf eine Pause verzichten und die Pille durchgängig einnehmen. „Mit dieser Methode können Frauen auf die Monatsblutung verzichten und einige Beschwerden vermeiden.“ So oder so ähnlich lauten die Argumente, wenn es darum geht, dass Frauen die Pille dauerhaft einnehmen. Aber warum wird die Pille dann nicht grundsätzlich so verschrieben? Als Frauenärztin in Düsseldorf sind wir mit dieser Thematik sehr gut vertraut und erklären heute die Vor- und Nachteile der beiden Methoden.
Das normales „21/7“ Einnahmeschema
Bevor wir uns damit beschäftigen, welchen Effekt eine dauerhafte Einnahme der Pille hat, müssen wir betrachten, was bei einem gängigen Einnahmeschema passiert. Es ist üblich, dass die Pille für 21 Tage eingenommen – und die Anwendung daraufhin für sieben Tage ausgesetzt wird. Es gibt einige Hersteller, die 28 Pillen in einer Packung ausliefern, wobei die letzten sieben Tabletten aber ohne Wirkstoff daherkommen. In beiden Fällen wird also für 7 Tage auf die Einnahme von Hormonen verzichtet. In dieser Zeit kommt es zur Monatsblutung. Und genau hier gilt es folgendes zu beachten: Frauen, die mit der Antibabypille verhüten, durchlaufen keinen natürlichen Menstruationszyklus. Im hormonfreien Zeitraum von sieben Tagen kommt es stattdessen zu einer sogenannten Abbruch- oder Entzugsblutung. Der Blutungsprozess wird künstlich hervorgerufen.
Mit der 21/7 Einnahme wird der natürliche Zyklus einer Frau künstlich nachgestellt. Das wäre aus medizinischer Sicht aber nicht erforderlich, weswegen vermehrt auch auf eine andere Methode gesetzt wird.
Der Langzeitzyklus – Pille dauerhaft einnehmen
Eine Alternative zum klassischen Einnahmeschema ist der sogenannte Langzeitzyklus, welcher auf einer durchgängigen Einnahme basiert. Es gibt hierzu spezielle Pillen, die einen leicht verringerten Hormongehalt haben. In der Packung finden sich aber 28 statt 21 Pillen. Die Pille kann somit ohne Pause eingenommen werden. Häufig wird der Langzyklus so gestaltet, dass die Pille 84 Tage (zwölf Wochen) eingenommen wird und dann eine 7-tägige Pause folgt. Wie lange der Einnahmezyklus im Einzelfall ist, sollte im Vorfeld genauestens mit dem Frauenarzt abgestimmt werden.
Auch beim Langzeitzyklus kommt es also irgendwann zur Pillenpause und einer Abbruchblutung. Wie lange der Zeitraum ohne Pause ausfällt, ist aber sehr individuell und abhängig von den persönlichen Wünschen. Auch medizinische Faktoren oder Erkrankungen können die Einnahmezeit beeinflussen.
Welche Vorteile bietet der Langzeitzyklus?
Wenn Frauen die Pille dauerhaft einnehmen, kann die monatliche Blutung und viele der damit verbundenen Probleme verhindert werden. Und hierin findet sich wohl auch der häufigste Grund für Frauen, die Pille durchzunehmen. Die Abbruchblutung wird als lästig wahrgenommen und die Beschwerden beeinflussen negativ den Alltag. Die Pille einfach durchgehend einzunehmen kann die Blutung verhindern und auch viele der Beschwerden verschwinden lassen.
Der Langzeitzyklus kann aber nicht nur zu einem besseren Wohlbefinden führen, sondern auch aus medizinischen Gründen sinnvoll sein. Teilweise sind die Hormone der Pille auch förderlich für die Behandlung von Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut (Endometriose) und Eierstockzysten. Die dauerhafte Einnahme macht somit Sinn für eine kontinuierliche Behandlung. Zudem können unregelmäßige oder sehr starke Blutungen, Blutarmut durch starke Regelblutung und das prämenstruelle Syndrom (PMS) durch die dauerhafte Einnahme der Pille behandelt werden.
Es gilt also festhalten, dass der Langzeitzyklus durchaus sehr starke Vorteile bietet. Doch auch die Nachteile möchten wir im Folgenden eingehend beleuchten.
Nachteile und Nebenwirkung einer dauerhaften Pilleneinnahme
Grundsätzlich gilt, dass die Pille auch bei einer dauerhaften Einnahme die bekannten Nebenwirkungen beibehält.
Obwohl die Pillen für einen Langzeitzyklus pro Pille weniger Hormone enthalten, ist die Summe der eingenommenen Hormone bei einer langfristigen Einnahme deutlich erhöht. Daraus lässt sich auch eine erhöhte Gefahr für Nebenwirkungen ableiten. Wir wissen, dass der Eingriff in den Hormonhaushalt gesundheitlich nicht unbedenklich ist. Mehr Hormone sind damit nicht förderlich für die Gesundheit (ausgenommen ist die Behandlung der genannten Beschwerden). In Bezug auf den Langzeitzyklus werden oft psychosoziale Auswirkungen und Veränderungen bei Stoffwechselprozessen als problematisch betrachtet.
Grundsätzlich muss man also sagen, dass die Nebenwirkungen bei deiner langfristigen Einnahme wahrscheinlicher werden und möglicherweise stärker ausfallen. Leider gibt es nicht ausreichend Daten und Studien, um klar sagen zu können, wie viel „gefährlicher“ die dauerhafte Einnahme ist.
Schlussendlich muss man immer abwägen, wie wichtig die Vorteile gegenüber den potenziellen Nebenwirkungen sind. Besonders bei Frauen, die medizinische Gründe für die Einnahme haben, überwiegen die positiven Aspekte oft deutlich. Sollte jede Frau aber die höheren Risiken eingehen, um die Blutung zu vermeiden? Dies ist eine sehr persönliche Entscheidung. Wir raten hierzu ausgiebig mit Ihrem Frauenarzt zu sprechen.
Fragen Sie Ihren Frauenarzt!
Abschließend möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass jegliche Einnahmen von Medikamenten stets von einem qualifizierten Arzt überwacht werden sollten. Auch beim Thema Pille ist der Austausch mit einer Frauenärztin wichtig. Dies gilt für die klassische, wie auch für die langfristige Einnahme der Pille. Informieren Sie sich zudem auch über alternative Verhütungsmethoden.
Haben Sie noch Fragen zum Thema oder der Verhütung? In unserer Privatpraxis können wir Sie in einem ausführlichen Beratungsgespräch über die unterschiedlichen Möglichkeiten aufklären und gemeinsam die perfekte Lösung finden. Kontaktieren Sie uns, oder vereinbaren Sie Ihren Termin bequem online.